Da ich vor Kauf unseres Nuggets ‚Fischbrötchen‘ hier im Forum immer fleißig gestöbert habe, möchte ich nun, nach 11 Wochen reisen im Nugget, meine ganz persönliche ‚Bilanz‘ ziehen. Vielleicht erleichtert das der einen oder dem anderen Neuling die Kaufentscheidung und ‚alte Hasen‘ können zustimmen oder anderer Meinung sein…
Allgemein
Ich mag kleine Camper. Ich komme gerne im Urlaub sorgenfrei auch durch enge Gassen und mag keine stressige Parkplatzsuche. Am Liebsten bin ich immer mit dem Rad gereist. Nun, mit drei Kindern, musste ein Bus her, der 5 Gurtplätze und ausreichend Stauraum bietet und trotzdem kein megagroßes Monster ist. Der Markt ist da nicht besonders groß. Deshalb haben wir nun unseren Nugget. Und, um es vorweg zu nehmen, wir werden ihn auch nach der Elternzeit behalten.
Toll ist, dass alle in Fahrtrichtung fahren können (besonders bei reisekranken Kindern). Mir hätten auch 10 cm schmaler und kürzer gereicht, aber gut.
Hochdach oder Aufstelldach?
Ich hätte lieber ein Aufstelldach gehabt, irgendwie wirken die kompakter. Tatsächlich sind wir einmal in Italien an einer 2,80m Brücke angekommen und mussten blöd wenden, aber ein paar Meter weiter gab es dann eine Durchfahrt. Oft aber ist Breite und Länge ein viel größeres Problem als die Höhe und die Schränke im Hochdach sind schon praktisch. Und die Stehhöhe beim Kinderanschnallen weiß ich mittlerweile sehr zu schätzen. Nicht gut gelöst hingegen ist der Bettenbau im Hochdach. Da wäre ein Nach-oben-wegdrücken wie im Aufstelldach so viel praktischer (ich weiß, im Forum haben manche selbst so etwas gebastelt, aber meine To-dos sind eh schon viele). Also, beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Ich kann mir auch zu fünft im Aufstelldach vorstellen. Der Gebrauchtmarkt liefert aber mehr Hochdächer, was auch okay ist.
Stauraum
Definitiv genug. Jedes Kind hatte ein eigenes Kleiderschrankfach. Mein Partner und ich haben uns eins geteilt. Socken und Unterwäsche kamen in das ‚Zufallsfach‘ und wurden ertastet. Den Doppelschrank im Hochdach haben wir mit Büchern, viel zu vielen Spielen, Hand- und Strandtüchern, Neoprenanzügen und Reiseapotheke gefüllt, später einige Spiele weggepackt und Ventilator, Babyfon und Umwandler dort untergebracht. Der Hochschrank über dem Kühlschrank fasste all unsere Küchensachen und Müsli. Im Heckregal Pfanne und Öl, Hängematte, Wäscheleine, Strandsofa etc. Und unter dem Kühlschrank ein Fach nur für das Baby und ein paar weitere Nützlichkeiten. Wir haben ein zusätzliches Heckregal für Wickelkram und ein zusätzliches Hochregal mit Aluschienen für die Fahrradtasche eingebaut. Beides hat sich bewährt und werde ich demnächst unter Umbauten vorstellen. Vor der Küche auf der ‚Ablage‘ gab es allerlei Nützliches, was man oft braucht (Sonnencreme, Fenistil) oder auch die ‚Schatzkiste‘ für Muscheln und andere Fundstücke. Im ‚Loch‘ neben der Tür haben wir unsere Lebensmittel aufbewahrt, da ist reichlich Platz und mit etwas System muss man auch nicht allzu viel wühlen. Zusätzliche Haken für Fleecepullis/ Jacken haben sich bewährt. Unter der Sitzbank waren anfangs noch Windelvorräte und Werkzeug sowie eine Ersatzgasflasche, später dann Werkzeug und Treibholz, Steine, Muscheln, warme Klamotten usw. Vom toten Krebs konnten wir uns nach ein paar Tagen mit erheblicher Geruchsentwicklung glücklicherweise wieder trennen. Die Kinder durften eine Holzkiste mit Spielzeug packen, die auch als Bettaufstiegshilfe diente, die Sandschaufeln fanden im Kühlschranktechnikfach platz.
Wir hätten viel weniger gebraucht, als wir dabeihatten. Das Platzangebot war zu verlockend… Beim nächsten Mal mache ich die Schränke nur noch halb so voll.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich es herausgefunden habe, aber: In das Fach unter der Sitzbank am Gang kann man bei aufgebautem Bett mit der Hand reinfassen. Hier lagerten wir also später die Windeln und wir mussten uns nicht mehr ärgern, wenn wir wieder einmal nicht unser Wickelzeug im Heckregal nachgefüllt haben.
Wir haben es vorher nicht mehr geschafft, uns über Fahrradträger Gedanken zu machen, weswegen die beiden Kinderräder in der Küche transportiert wurden. Das muss anders werden. Es ist so angenehm, die Küche immer zugänglich zu haben. Also muss noch ein Träger her, am Liebsten perspektivisch für 5 Räder und eine kleine Box für die Stühle (die passen zwar auch unter die Küche, aber Ziel ist es, alles nur in den Schränken aufzubewahren…). Da werde ich dann mal im Forum stöbern. Allerdings war es großartig, immer die zwei Eingänge (Heckklappe, Schiebetür) zu haben. Darum hat uns so mach anderer Camper beneidet.
Sogar der Fahrradhänger (statt Kinderwagen) fand bequem hinter dem Fahrersitz platz. Nachts musste der natürlich raus – also auch den auf einen Fahrradträger???
Kindersitze
3 Kindersitze nebeneinander passen, man kann sogar noch die Lehne runterklappen und die Sitze so vorm runterfallen sichern. Bislang ist noch eine Babyschale in der Mitte. Wenn der Kleine dann in den großen ‚Thron‘ wechseln muss, wird der Sitz der Ältesten wahrscheinlich nicht mehr passen. Die kommt dann auf eine Sitzerhöhung in der Mitte und hat durch die beiden Kopfstützen der Sitze rechts und links ja auch einen Seitenschutz.
Der Einbau ist fummelig, besonders die Gurtschnalle ganz am Fenster links in Fahrtrichtung. Tipp: Beim Umklappen des Bettes gleich an die Schnalle denken und gleich unter der Sitzbank hervorziehen. Diese Handgriffe sind auch irgendwann automatisiert. Die Babyschale zuerst festschnallen, dann den Rest. Schmale Hände sind beim Anschnallen von Vorteil.
Nachts auf Campingplätzen haben wir die Sitze bei gutem Wetter einfach in der Strandmuschel gelagert. Sonst abends/ nachts einen unter die ausgeklappte Sitzbank schieben, einer passt auf die Ablage vorn bzw. ein Teil auch in den Fußraum und die Babyschale passte noch auf den Beifahrersitz neben das Babybett.
Schlafen
Die beiden älteren Kinder haben im Hochbett quer geschlafen, sie hatten also viel Platz in der Breite. Morgens haben wir auch mal ein Kind im Netz gefunden, das hat glücklicherweise immer gehalten.Tipp aus dem Forum: 4 Babyspannbettlaken mit 1,40er Länge. Dann kann man die einzelnen Matratzenteile immer bezogen lassen und das Bett trotzdem zusammenschieben. Da nachts doch immer mal wieder ein ‚Pipi-Malheur‘ passiert und der Matratzenschutz zu Hause so oft verrutscht, haben wir wasserdichte Laken besorgt. Sind unten Plastik und oben Baumwolle und dadurch tatsächlich ganz bequem.
Unser Baby hat vorne im Fahrraum geschlafen. Den Fahrersitz haben wir seitlich gedreht (Lehne an Tür), den Beifahrersitz gegen die Fahrtrichtung. Dort haben wir dann (nach dem Essen) die Campingtischplatte draufgelegt und unser Pop-up Babybett Samsonite Bubble draufgestellt. Dadurch blieb der Kleine als einziger von den Mücken verschont. Wir Eltern haben mit dem Kopf zum Baby auf der ausgeklappten Sitzbank geschlafen. So konnte ich nachts bequem im Sitzen Stillen und abends noch lesen, während alle Kinder schliefen. Mein Partner ist knapp 1,90m groß, dessen Füße ragten dann aus der Küche raus
. Nächstes Jahr sollen alle Kinder nach oben….
Betten umbauen - ja oder nein?
Wenn wir an einem Ort blieben, spielte sich das Leben eh draußen ab. Deswegen haben wir beide Betten aufgebaut gelassen. Hatte den Vorteil, dass man den Kleinen jederzeit bequem auf dem unteren Bett wickeln konnte. Die Großen haben oft oben in ihrem ‚Kinderzimmer‘ gespielt. Teilweise mit bis zu 6 Kindern… Toll fanden sie auch, sich mit Tüchern eine Höhle unter der Küche zu bauen.
Für Kurzausflüge haben wir nur die untere Sitzbank aufgebaut und die Kindersitze reingefummelt und den Schlafkram nach oben geworfen und mit dem Netz gesichert. Aber da das Kinder- Anschnallen im Stehen so viel mehr Spaß macht, haben wir bei Ortswechseln immer auch das Dachbett wieder eingeschoben.
Großer Vorteil zu VW California und Co ist, dass die Küche immer zugänglich ist und man dort dank Hochdach auch immer stehen kann. Und durch Schiebetür und Heckklappe auch von zwei Seiten zugänglich. Das Heckküchenkonzept hat mich absolut überzeugt.
Regenwetter
Hatten wir glücklicherweise kaum. Aber unsere ‚3-Zimmer-Wohnung‘ hätte sich auch bei mehr Regen bewährt. Die Kinder können oben oder am Tisch spielen, eine Person kann kochen und auch für das Baby ist noch Platz unter dem schon gedeckten Tisch
. Jetzt will ich noch die Heckklappe oben so abdichten, dass man bei Regenwetter unter der Klappe essen kann, ohne dass rechts und links alles nass wird.
Technik
Wir haben ein altes gebrauchtes Auto gekauft und die Vorbesitzenden haben nicht besonders gut gepflegt. Der Rost wird ein Problem. Vor der Reise mussten wir Kupplung und Zweimassenschwungrad ersetzen. Die 5000km hat unser ‚Fischbrötchen‘ nun ohne Pannen mit sehr angenehmer Reisegeschwindigkeit von max. 130km überstanden. Allerdings haben wir seit der Rückfahrt einen leichten Ölverlust und der 5. Gang geht manchmal nicht rein. Von daher ist erstmal wieder Werkstatt angesagt. Aber wir haben andere Camper mit brennenden Motoren, kaputten Zahnriemen usw. kennengelernt, die die Nacht auf Autobahnen verbringen oder ganz ohne Auto zurückreisen mussten. Also toitoitoi. Falls uns der Rost o.a. eines Tages scheidet, so hätte ich gerne einen Nugget BJ 2006-2014, der die Gangschaltung nicht mehr in der Mitte hat und ein so viel tolleres Dachfenster. Vielleicht denkt ja jemand aus dem Forum an mich?
Die Rollos und Aufsteller der Seitenfenster werde ich nun reparieren, das war im Urlaub ziemlich nervig. Den Wasserhahn hat mein Sohn kurz vor Abreise zerstört. Beim F.Berger unterwegs gab es nur einen sündhaft teuren mit 33mm Bohrung, deswegen habe ich einen dünneren mit Dichtungsringen drangefriemelt. Das ist aber keine Dauerlösung. Mein Traum wäre ja ein Wasserhahn, an den man solch einen flexiblen Gartenschlauch anschließen kann. Dann könnte man z.B. draußen die Füße abspülen. Den Schlauch könnte man an Campingplätzen zum Tank befüllen anschließen. Spart den Faltkanister oder die vielen Gänge zum Wasserhahn mit der 1,5 L Flasche
. Hat das schon mal jemand ausprobiert?
Fazit
Wie schon geschrieben: Wir behalten unseren Nugget. Zum Einen haben wir durch die teure Reparatur am Anfang so viel Geld reingesteckt, dass wir gerade wohl mit größerem Verlust verkaufen müssten. Zum anderen ist der Ausbau für uns fünf ziemlich perfekt. Und im Alltag benötigen wir nur selten ein Auto, so dass uns auch hier die (ja nicht allzu große) Größe nicht stört.
Wir haben auf unserer Reise viele Gefährte angeschaut, die von 1-6 Menschen bewohnt wurden. Wohnmobile, Dachzelte, Wohnwagen, Busse, Zelte im Hänger etc. Alle hatten Vor- und Nachteile und die eierlegende Wollmilchsau wird es niemals geben (es sei denn, man erfindet den Transformer). Zu fünft ist der Nugget definitiv mehr als okay, groß genug, um darin keinen Lagerkoller zu bekommen und klein und kurz genug, um sich nicht vorher auf der Landkarte Gedanken um die Strecke machen zu müssen. Außerdem halten sich die Auf- und Umbaumaßnahmen in Grenzen, man kann bequem die Orte wechseln und ist nicht nur auf Campingplätze angewiesen.
Und mit Hilfe dieses großartigen Forums lassen sich die einen oder anderen Dinge ja auch noch optimieren. Also: Das Fischbrötchen bleibt in Hessen!