Nachdem wir viele Jahre immer unsere Fahrräder auf Reisen mitgenommen hatten, reifte der Wunsch, den Erkundungsradius an unseren Reisezielen weiter zu erhöhen. So kamen wir auf die Idee, einen Motorroller anzuschaffen. Dieses Gerät ist nicht nur für Urlaube zu gebrauchen, sondern eignet sich auch hervorragend für den alltäglichen Gebrauch zu Hause. Doch nun ging die Arbeit erst richtig los. Welches Modell sollte es sein ?
Animiert durch
Caligulas Beitrag
und weitere Recherche, viel die Wahl ziemlich schnell auf einen Honda Roller, da sich diese über viele Jahre hinweg als problemlos und fehlerfrei dargestellt haben. Doch welches Modell sollte es sein ? Beim Rotenburgtreffen konnten wir Caligulas SH 150 in Augenschein nehmen und probesitzen. Das hat uns schon mal sehr überzeugt, so das wir die Suche in diese Richtung intensivierten.
Doch parallel zum Roller stellt sich natürlich die Frage, wie man das gute Stück mit auf Reisen nimmt. Ausgehend von der Tatsache, das beim Knaus mit 2 E-Bike auf dem Kupplungsträger und reisefertig ausgerüstet noch exakt 20 kg am zul. Gesamtgewicht fehlten, sah ich der Trägerlösung schon etwas skeptisch gegenüber. Weitere Recherchen bei verschiedenen Herstellern von Rollerträgern bestätigten meine Wahrnehmung. Zwar könnte das Fahrgestell von 4 auf 4,5 t aufgerüstet werden, jedoch lässt der Hilfsrahmen, an dem der Rollerträger befestigt wird, keinen Träger jenseits der 130 kg Nutzlast zu. Damit wäre die SH 150 schon aus dem Rennen. Einen kleineren Roller wollten wir jedoch nicht, da ich ihn, wie erwähnt , auch öfters im Alltag benutze und dort schon ein wenig flott unterwegs sein wollte. Hinzu kommt, das man sich bei einem Rollerträger immer entscheiden muss, ob man nun den Roller oder die Fahrräder mit auf Reisen nimmt. Wir wollen jedoch beides mitnehmen, und vor Ort entscheiden, mit welchem Fahrzeug wir die Gegend erkunden. So fiel, nach langen Überlegungen und Abwägung der Vor- und Nachteile, die Wahl auf die
Anhängerlösung.
Die Beschränkung der Reisegeschwindigkeit war übrigens kein Entscheidungskriterium, da wir durch die 4 t zGG sowieso auf 100 km/h beschränkt sind. Kleine Anekdote am Rande: Das Reisemobil darf durch die Sonderregelung 100 fahren, der Anhänger mit Sonderregelung auch. Nur: Zusammen dürfen sie nur 80km/h fahren. Ursache: Eine Bedingung bei der 100er Regelung des Anhänger ist, das das Zugfahrzeug ein zulässiges GesGew von <= 3,5 t hat. Das lasse ich jetzt mal so unkommentiert im Raum stehen.
Nachdem die Entscheidung für die Anhängerlösung gefallen war, haben wir uns beim Roller, weil es ja nicht mehr auf das letzte kg ankam, dann auch für eine Nr. größer entschieden und einen guten gebrauchten Honda SH 300i gefunden. Dieser geht mit 26 PS schon recht flott ab, und ist mit 170 kg trotzdem noch wendig und gut händelbar.
Und nun kommt der Punkt, wo das ganze auch für
Nuggetfahrer interessant wird. Denn auch beim Nugget bietet sich, für den der es mag, die Anhängerlösung an, um Roller, Motorrad und oder Fahrräder in beliebiger Kombination mit auf Reisen zu nehmen. Insbesondere der wesentlich vergrößerte Stauraum durch einen Anhänger ist für Nuggetfahrer durchaus interessant. Daher möchte ich Euch heute meine Anhängerlösung einmal vorstellen:
Auch die Suche nach dem richtigen Anhänger gestaltete sich aufwändig. Was nimmt man sinnigerweise ? Einen Kofferanhänger (guter Schutz vor Witterung und fremden Zugriffen, dafür größer, schwerer und sperriger) oder doch vielleicht einen Planenanhänger (leichter, flexibler, durch Abnahme der Plane auch für Haus und Garten besser einsetzbar, dafür weniger Befestigungsmöglichkeiten für Regale u.a., so wie ein schlechterer Schutz gegen fremden Zugriff). Das sondieren des Marktes ergab, das gute gebrauchte Anhänger sehr teuer gehandelt werden. Also kann man sich auch gleich einen neuen holen. Aber was für einen ?
Erst mal mussten die Maße bestimmt werden.
- Die Länge des Aufbau sollte 2,50 m nicht überschreiten, damit die Gesamtzuglänge nicht unnötig groß wird.
- Die Standardinnenhöhe von 1,50 m bedeutet, das man sich immer gebückt im Anhänger bewegt. Viele Leute mit denen ich gesprochen habe, würden sich heute einen Anhänger mit Stehhöhe holen. Also doch eher 1,80 m Innenhöhe. Trotzdem sollte er noch in ein Carport passen, mit Durchfahrthöhe von 2,50 m.
- Die Innenbreite sollte so sein, das man beide Fahrräder und Roller unabhängig voneinander herausbekommt. Die Standardbreiten bewegen sich zwischen 1,10 m und 1,30 m. Das wird eng !
- Und wenn man sich dann für einen so großvolumigen Kofferanhänger entschieden hat, spielt auch die Frage des Gewichtes eine Rolle. Bei dem genannten Maßen und einem zulässigen Gesamtgewicht von 750 kg (Vorteil: weniger Wartung, günstigerer TÜV) bliebe eine Zuladung von 250 bis 300 kg übrig. Das hätte für Roller und Fahrräder mal gerade so gereicht. Aber was, wenn man den Anhänger auch mal für was anderes nehmen möchte oder auf eine größere Maschine umschwenkt ? Also blieb auch hier in letzter Konsequenz nur ein höheres Gesamtgewicht auszuwählen.
Weitere Ausstattung sollte sein: Die Hecktür als Rampe zum leichteren Beladen und eine Seitentür, damit man nicht wegen jeder Kleinigkeit die Heckklappe aufmachen muss.
Nach langer Suche auf dem Markt sind wir bei einem Exoten fündig geworden: Den Sirius G 255.
Dieser hat bei 1,3 t GesGew., die Kofferinnenmaße von 2,50m L x 1,41m B x 1,90m H. Hierbei handelt es sich um ein holländisches Produkt, welches extrem stabil gebaut ist. Die Firma hat sich auf Tiertransporter spezialisiert und baut Kofferanhänger quasi nur als Nebenprodukt. Daher ist die Verarbeitung auch etwas robuster und weniger filigran, als man das von den normalen Anhängern kennt. Als Besonderheit dieses Modell kann die Heckklappe sowohl als Rampe zum Boden hin, als auch wie eine normale Tür zur Seite hin geöffnet werden. Absolut genial die Lösung.
Serienmäßig hat er Kombilochschienen, 4 Zurrpunkte und eine Sperrstange, so das man für normale Transporte gerüstet ist. Als Sonderausrüstung kam eine seitliche Tür dazu.
Nachdem das gute Stück nun auf dem Hof stand, ging die Bastelei los. Maßgabe war: Alle Umbauten sollten den Originalzustand so wenig wie möglich beschädigen und schnell wieder entfernbar sein, um den Anhänger auch für normale Transporte nutzbar zu halten.
Als erste habe ich mittig eine Rollerschiene auf dem Boden befestigt. Diese hatte mir der Verkäufer des Rollers mit dazu gegeben. Damit hat der Roller schon mal einen guten Stand gegen seitliches Verrutschen. Zur Montage habe ich zwei Löcher in den Boden gebohrt, von unten zwei Platten mit Gewinde an den Boden geschraubt. Jetzt wird einfach von oben eine Schraube durch die Rollerschiene gesteckt und gegen die Platte verschraubt. So ist die Schiene bombenfest und kann durch lösen von 2 Schrauben wieder entfernt werden.
Das gleiche Prinzip nutze ich für die Rollerbefestigung. Den Spanner habe ich bei der Firma Fiedler in Bremerhaven gekauft, diese hat mir nach meinen Vorgaben ebenfalls Gewindeplatten von unten gegen den Boden geschraubt, und von oben 2 Ringschrauben eingedreht. In diese wird der Spanner eingehakt und gespannt. Jetzt steht der Roller schon mal fest auf dem Anhänger.
Beides ist in diesem Bild zu sehen. Ebenso wie die Standardboxen für allerlei Kleinkram, die ich einfach vorne rechts und links beliebig hoch stapeln und nach unten verzurren kann. So spare ich mir erst mal den Einbau eines festen Regal.
Trotz des sicheren Standes durch den Fiedlerspanner möchte ich den Roller noch hinten seitlich abspannen. Hätte ich dazu die seitlichen Standard-Zurrösen benutzt, wäre der Durchgang von hinten nach vorne blockiert, und es wäre nicht mehr möglich, die Fahrräder noch durch zuschieben. Daher habe ich mich entschlossen, ein drittes Mal nach dem gleichen Prinzip Gewindeplatten von unten gegen den Boden zu schrauben und von oben wiederum Ringmuttern einzusetzen. Diese Ringösen habe ich so platziert, das man die Fahrräder bequem daran vorbei schieben kann.
Somit habe ich jetzt alle zusätzlichen Fixierungen im Boden mit 6 (Ring-)Schrauben. Durch lösen dieser Schrauben kann ich alle Fixierungen entfernen und habe wieder einen ebenen Fahrzeugboden.
Wie man auf obigem Bild schon sieht, kann ich jetzt die Fahrräder rechts und links am Roller vorbei schieben. Um dies zu erleichtern und auch Platz in der Breite zu sparen, habe ich die Fahrräder mit Klapp-Pedalen ausgerüstet. Das bringt je Pedal 6 cm Einsparung in der Breite, also insgesamt theoretisch 24 cm. Da jedoch nur die äußeren Pedale gerechnet werden dürfen, sind es noch 12 cm. Was aber bei der Fahrzeugbreite auch schon einiges ist. (s.o.)
Ich habe lange überlegt, mit welcher Konstruktion ich die Fahrräder so fixieren kann, das ich sowohl die Räder, als auch den Roller unabhängig voneinander abladen kann. Dabei wollte ich nach Möglichkeit keine weiteren Verschraubungen und Löcher in den Wänden produzieren. Die handelsüblichen Fixierungen für die Fahrradträger waren mir zu teuer. Alles andere hätte bohren und schrauben bedeutet.
Nach ein paar Nächten (manchmal kommen einem die besten Ideen einfach ganz zum Schluss) hatte ich die Erleuchtung. Ich spanne die Räder einfach über Kreuz nach unten ab. Und damit das Rad nicht an der Wand scheuert, wird es noch mit einem Gurt gegen die gegenüberliegenden Wand gespannt. Hierbei bewährt sich die Kombi-Lochschiene und die passenden Fittinge.
Das Verladen der Räder gestaltet sich jetzt ganz einfach: Im Vorfeld wird der Lenker um 90 Grad gedreht. Dies ist mittels zweier Imbusschrauben schnell getan. Dann wird eine kurze Zurrschlaufe (rot) um den Lenkerrahmen gelegt.
Das Rad wird von hinten auf den Anhänger geschoben. Wie auf dem Bild zu sehen, ist die vordere Verspannung am Lenker mit einem Karabiner versehen. Dieser wird einfach in den Schäkel am roten Zurrgurt eingeklickt. Damit ist das Rad nach vorn fixiert. Am hinteren blauen Zurrgurt wird das Rad (einmalig) maximal nach hinten justiert, so das es bei geschlossener Heckklappe möglichst kurz davor parkt. Nun ein weiterer Spanngurt über den Sattel gelegt und das Rad nach vorn festgezurrt. Als letztes wird ein weiterer Zurrgurt (hier orange) mittels eines Karabiner in den Sattel eingehakt und das Rad etwas nach innen gezogen. Somit scheuert es nicht an der Außenwand. Mittels dieser 3 Zurrpunkte steht das Rad so fest auf dem Anhänger, das ich keine Ladungskontrolle scheue.
Eine Kleinigkeit fehlt noch. Damit das Rad auch unten fixiert ist, habe ich zwei alte Schienen eines Dachträgers mittels einer Eigenkonstruktion an die Motorradschiene geschraubt. Dies kann man auf folgendem Bild gut erkennen. Dabei habe ich ein Scharnier eingebaut, so das ich die Fahrradschiene, wenn ich sie nicht benötige, nach innen, gegen die Rollerschiene klappen kann.
Somit sind Roller und Fahrräder fest fixiert. Für das ganze Kleinkram, was man so mit nimmt wenn man genug Platz hat, habe ich einfach ein paar Standardboxen vorn festgezurrt, wie man auf dem ersten Bild sehen kann. Bei Bedarf kann ich auch hinter dem Roller noch mehrere Boxen verzurren. Das wird wahrscheinlich aber die Ausnahme bleiben.
Und schon kann die Reise losgehen
Ich hoffe das mein kleiner Bericht dem Einen oder Anderen bei der Lösung seiner Transportprobleme helfen kann. In diesem Sinne : Fröhliche Grüße Thomas